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Radikal schwarz, und es geht noch mehr (respektive weniger)

The black hole

04.01.2023

OMEGA: Dark Side of the Moon 'Black Black'.

Mein Schulweg führte anfangs 70er Jahre an der grossen GM Garage vorbei. Wie habe ich die ersten Opel Mantas und GTs bewundert. Alle in den knalligsten Farben: neongelb, grasgrün, knallorange. In Schwarz fuhren damals nur die Staatskarossen oder Beerdigungswagen herum. Heutzutage dominiert schwarz neben Grautönen das Strassenbild – und die wenigsten Autos gehören dem Staat oder dem Totengräber. Schwarz ist uns zur Lieblingsfarbe – wenn es denn eine Farbe wäre – geworden. Und die hat durchaus etwas für sich. Verbindet sie uns doch mit dem Geheimnisvollen. Und das ist immer faszinierend. Noch in den 60ern startete das Raumschiff Enterprise in „die unendlichen Weiten des Weltalls“. Da setzten die Nylonpullis der Besatzung in ihren gedeckten Farben die einzigen Farbtupfer gegen die Finsternis des Alls. In diesem lauert „The black hole“; das schwarze Loch, das alles verschluckt, sogar das Licht.

 

Eine Art schwarzes Loch für das Handgelenk hat kürzlich der Uhrenhersteller H. Moser & Cie. In Schaffhausen vorgestellt. Die „H. Moser Endeavour Small Seconds Total Eclipse“. Die Uhr entstand in Zusammenarbeit mit dem exklusiven Hongkonger Herrenbekleider „The Armoury“. Da nicht nur die Bekleidung, sondern auch die Uhr exklusiv sein soll, war die Auflage eine kleine und innert Stunden nach Bekanntgabe ausverkauft. Da war auch der Autor nicht reaktionsschnell genug. Sei’s drum! Die Uhr ist etwas Besonderes mit ihrem Zifferblatt, das alles einfallende Licht verschluckt, und darum das schwarzeste Schwarz – „the darkest of the dark“ – darstellt, das denkbar ist. Der Effekt kommt von der sogenannten Vantablack®-Beschichtung auf dem Zifferblatt. Damit ist eine Schicht von lichtabsorbierenden Carbon Nanoröhrchen gemeint. Die Substanz wurde in Grossbritannien entwickelt. Ob da irgendwie „Q“ aus den James Bond Filmen seine Hände im Spiel hat. So geheimnisvoll kommt die Sache einem auf alle Fälle entgegen. 

 

Quelle: OMEGA

 

Noch geheimnisvoller wird es mit einer Uhr aus der Werkstatt eines ganz kleinen Uhrenherstellers an den Gestaden des Thunersees im Berner Oberland. Dort hat Beat Haldimann sein Atelier. Seine Uhren tragen seinen Familiennamen und sind in der Reihenfolge ihres Erscheinens benannt. Die Haldimann H9 ist der Höhepunkt seines bisherigen Schaffen – und irgendwie auch der Endpunkt. Sie steht am Ende einer Linie von Uhren mit einem ganz besonders aufwendigen Mechanismus. Das sogenannte Tourbillon ist eine delikate mechanische Lösung für ein Problem, das sich zu Beginn der Präzisionsuhrmacherei stellte. Damals konnte die Unruh nicht vollkommen fehlerfrei hergestellt werden; es blieben kleinste Unwuchten, die sich störend auswirken konnten. Dazu gesellt sich bedingt durch die Schwerkraft der sogenannte Lagenfehler. Der geniale Uhrmacher Abraham Louis Breguet hatte vor zweihundert Jahren mit seinem „Régulateur à Tourbillon“ die Idee, die Unruh (zusammen mit dem Anker und Ankerrad) als Ganzes um sich selber drehen zu lassen.

 

So liessen sich die Fehler kompensieren. Für moderne Armbanduhren macht der Mechanismus technisch keinen Sinn. Und trotzdem bietet fast jede Uhrenmanufaktur ein Modell mit einem Tourbillon an. Wie brüllt der Löwe zu Beginn jeder Metro-Goldwyn-Mayer Produktion? „Ars gratia artis, l’art pour l’art!“ Es geht um Kunst, und die genügt sich selbst und braucht keine weitere Rechtfertigung.


Zurück zu Haldimann. Er hat noch eines drauf gesetzt und das Tourbillon zifferblattseitig in die Mitte der Uhr gebaut. Die erste in der Reihe – die H1 – zeigt ganz konventionell Stunde und Minute mit den entsprechenden Zeigern an. Das folgende Modell verzichtet auf die Anzeige der Uhrzeit; es ist „nur“ noch der Tourbillonmechanismus da zum Betrachten und Bewundern. Die dritte, die Haldimann H9, entspricht wieder der ersten, nur ist das Zifferblatt und damit auch das mechanische Wunderwerk unter einem schwarzen Saphirglas vollständig verborgen. Gar nichts ist zu sehen – weder Tourbillon noch Uhrzeit! Was soll das? Haldimann spricht gerne vom Klang des Mechanismus. Es geht darum das Tourbillon zum Klingen zu bringen, und bei der H9 lenkt gar nichts ab von diesem akustischen Erlebnis. Eine Faszination scheint von dem geheimnisvollen Ding am Handgelenk auszugehen; das ist klar. Die Uhr ist dann halt leider auch richtig teuer. Aber wieso sollten tragbare schwarze Löcher preiswert sein? Aber halt, es gibt dann noch so etwas wie eine Demokratisierung von „The black hole“ für’s Handgelenk. Eine Uhr, die man sich leisten kann.

 

Es ist dies die OMEGA Speedmaster Dark Side of the Moon 'Black Black' (Ref. 311.92.44.51.01.005). Ein richtig schön schwarzes Stück – und sie zeigt sogar, wenn man die Uhr im richtigen Winkel gegen das Licht hält, die Zeit. Was will einer mehr? Und im giftgrünen Opel Manta, den Ellenbogen aus dem Fenster haltend, käme die Uhr auch so richtig zur Geltung.

 

Text von Bruno Pfaff